Psyche

Time-out: Wie Sie sich Zeit für Entspannung nehmen, obwohl Sie keine haben

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Lisa Hamsch

Zwischendurch mal langsam machen und entspannen? Für Kopf und Körper unglaublich wichtig, aber dazu fehlt oft die Zeit. Nimmt man sie sich dann doch, fällt das Abschalten vom Alltag schwer. Kommt Ihnen das bekannt vor? Wir geben Ihnen wertvolle Tipps, wie Sie trotz vollem Terminkalender Zeit für Ruhe und Entspannung finden. 

Wir alle wissen es: ein dauerhaft stressiger Alltag ist ungesund – für unseren Körper und unsere Psyche. Dennoch fällt es so schwer, zwischendurch herunterzufahren und Zeit für Entspannung zu schaffen. Besonders, wenn man einen sehr vollen Terminkalender und somit sowieso schon wenig Zeit für sich hat. Wie kann man es hier dennoch schaffen, den Alltag etwas ausgeglichener zu gestalten und mehr Zeit für sich zu finden?

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Das Problem der Entspannung

Höher, schneller, weiter: Wir leben in einer Welt, die von Nachrichten, Zahlen, Ergebnissen und Fortschritten dominiert wird. Wer hier mal etwas Entspannung sucht und sich eine Auszeit nehmen möchte, hat Angst etwas Wichtiges zu verpassen oder wird schnell als „faule Socke“ abgestempelt – und faul sein wird in unserer Gesellschaft verpönt. Da fragt man sich schnell: Ist es okay, wenn ich mich kurz entspanne und vielleicht mal Nichts tue?

Schließlich hat eine „faule“ und ruhige Stunde viele Vorteile: Es fördert unsere Kreativität, senkt unseren Blutdruck, hilft uns unseren Fokus neu zu richten und gibt dem Gehirn Zeit, das Erlebte vom Tag zu verarbeiten. Denn so schnelllebig unsere Welt ist – unser Körper braucht mehr Zeit, sich daran zu gewöhnen und um mit unserem Alltag mitzuhalten.

Also ja, man darf gerne mal faul sein und entspannen.

Gerne würde ich wieder mehr Zeit für mich und etwas Ruhe finden, aber wie soll ich das in meinem Alltag unterbekommen? Hier kommen unsere besten Tipps, wie Sie Entspannung finden, auch wenn Sie keine Zeit haben.

Prioritäten setzen

Der Unterschied in dem was wir tun und in dem was wir in unserem Alltag nicht tun, nennt sich Priorität. Unser Tag hat nun mal nur 24 Stunden und wir können nicht alles machen. Am Ende des Tages gewinnen immer die Aktivitäten, die für uns eine höhere Priorität haben. Noch eine Stunde länger schlafen oder entspannt in den Tag starten? In der Mittagspause schnell zum Imbiss um die Ecke gehen oder mehr Zeit investieren und selber kochen? Die Freunde am Abend treffen oder für die Prüfung lernen? All das, das für uns eine höhere Priorität hat, gewinnt. Dabei spielen Pflichtgefühl, Verantwortung und die Angst, andere zu enttäuschen, natürlich auch eine Rolle. Ich würde lieber eine Runde Sport machen, aber was würden meine Freunde sagen oder denken, wenn ich ihnen deshalb absagen muss?

Wir müssen im Laufe des Tages viele Entscheidungen treffen und abwägen, was uns wichtiger ist – unsere eigene Gesundheit und ein stressfreieres Leben oder es allen recht machen und möglichst viel in kurzer Zeit erleben und erledigen?

Es ist natürlich nicht immer einfach, sich zu entscheiden. Aber am Ende des Tages geht es um uns und unser Wohlbefinden – was macht mich glücklich, was tut mir und meinem Körper gut? Denn wie Arthur Schopenhauer so schön sagte: Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts! Und das bemerken wir oft erst, wenn es so weit ist.

Setzen Sie also Ihre Gesundheit an erster Stelle – dies inkludiert dementsprechend auch regelmäßige Entspannung, selbst wenn Sie denken, Sie seien gar nicht gestresst. Täglich wenige Minuten herunterfahren und Sie können am Ende des Tages sogar mehr erreichen – weil Sie Körper und Psyche pflegen und beste Voraussetzungen schaffen, auch auf lange Sicht gesund zu bleiben.

Feste Termine in den Kalender

Zählt Entspannung zu einer Ihrer Top-Prioritäten, werden Sie in Ihrem Alltag immer Zeit dafür finden. Einfacher wird es jedoch, wenn Sie dafür feste Zeitslots in Ihrem Kalender vorsehen. Jeden zweiten Feierabend eine Stunde für sich oder jeden Tag dreißig Minuten eine faule Mittagspause. Legen Sie zu Beginn der Woche Ihre Zeiträume fest. Auf diese Weise behalten Sie den Überblick, wie Sie andere Termine darum herum legen können und Sie stellen sicher, dass Ihre Entspannung ganz sicher nicht zu kurz kommt.

Wecker stellen

Es ist eigentlich so weit und Sie wollten nun eine Runde spazieren gehen, aber Sie möchten die eine Aufgabe noch abarbeiten? Das können Sie sicherlich ab und zu machen, aber gerade am Anfang, wenn man eine gesunde Routine bilden und Balance finden möchte, sind solche Ausnahmen schwierig. Denn damit stellen wir wieder etwas anderes höher auf unserer Prioritätenliste und dies suggeriert uns unterbewusst, dass es kein Problem ist, unsere Stunde der Entspannung hintenanzustellen oder ganz zu streichen. Einmal ausfallen gelassen, sinkt die Schwelle es wieder zu tun und wieder zu tun…

Stellen Sie sich zu Beginn am besten einen Wecker, der Sie an Ihre Verabredung mit sich selbst erinnert und ziehen Sie diese dann auch durch. Geben Sie sich wenige Minuten, um von der vorherigen Aufgabe abzuschalten und auf den Entspannungsmodus zu wechseln. Es ist okay, Dinge später zu erledigen und in den meisten Fällen hat man im Anschluss einen klareren Kopf, mehr Ideen und schafft in weniger Zeit mehr.

Finden Sie die passende Entspannungsmethode

Nicht jeder kann mit Yoga, Meditation oder Progressiven Muskelrelaxation etwas anfangen. Dafür beruhigen einen hingegen Spaziergänge an der frischen Luft, ein Powernap in der Mittagspause oder das Hören ruhiger Musik. Es gibt viele Möglichkeiten zu entspannen und nicht jede passt zu den eigenen Bedürfnissen.

Finden Sie heraus, wobei Sie sich so richtig entspannen können, was Ihnen guttut und was Sie den Alltag vergessen lässt.

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Viele Wege der Entspannung

  • Yoga
  • Meditation
  • Autogenes Training
  • Progressive Muskelrelaxation
  • Lesen
  • Hörbuch hören
  • Spazieren
  • Baden
  • Musik hören
  • Powernap
  • Dehnen
  • Atemübungen
  • Vor sich hinträumen
  • Qigong
  • Schwimmen, Laufen, Radfahren oder anderen Sport
  • Tagebuch schreiben oder Gedanken niederschreiben

Finden Sie die passende Dauer

Manchmal reichen 5 Minuten, um herunterzufahren und abzuschalten, manchmal sind selbst 60 Minuten zu kurz. Das ist auch von Tag zu Tag unterschiedlich. Gerade am Anfang, dauert es meist etwas länger, den Alltag wirklich hinter sich zu lassen und abzuschalten. Geben Sie sich daher besonders viel Zeit und setzen Sie sich auf keinen Fall unter Druck, sollte es am Anfang noch nicht so gut funktionieren, wie Sie es sich vorgestellt haben. Mit etwas Übung und einer regelmäßigen Routine werden Sie schnell herausfinden, wie lange Ihre Spaziergänge dauern, wie schnell Sie von Alltag auf Entspannung umschalten können und wie viel Puffer Sie einplanen müssen.

Die häufigsten Fehler der entspannten Stunde:

Sie haben elektrische Geräte nebenherlaufen oder zu viele Störquellen

Unsere digitalen Geräte und Medien sind unsere größten Störenfriede, besonders wenn man Entspannung sucht. Wenn Nachrichten aufpoppen, der Fernseher nebenan läuft oder das Telefon klingelt, ist es nahezu unmöglich, Entspannung zu finden. Gehen Sie also sicher, dass alle digitalen Geräte stummgeschalten oder außerhalb Ihrer Reichweite sind. Auch andere Störquellen sollten Sie, soweit es in Ihrer Macht liegt, ausschalten.

Sie haben nicht genügend Zeit dafür eingeplant und geraten währenddessen schon unter Zeitdruck

Ihre Yoga-Stunde geht bis 17 Uhr und Sie haben um 17:15 Uhr schon den nächsten Termin am anderen Ende der Stadt?! Das stresst bereits unterbewusst und kann dafür sorgen, dass Sie während Ihrer ganzen Stunde nicht richtig entspannen können. Versuchen Sie auch im Anschluss an Ihre Entspannungsminuten genügend Zeit mit einzuplanen, um ohne Stress und Zeitdruck den Alltag wieder aufzunehmen. Sollte die Entspannung selbst schon in Stress ausartet, ist der ganze Effekt direkt zunichte oder er tritt gar nicht erst ein.

Sie lassen sich nicht darauf ein und haben es nicht hoch genug priorisiert

Entspannung funktioniert nur, wenn man bereit ist, den Alltag hinter sich zu lassen und dem Körper wirklich Ruhe geben möchte. Wer es allein aus „Gesundheitsgründen“ macht und sich nicht richtig darauf einlässt, wird nicht dieselben Effekte spüren. Ganz im Gegenteil, wer es zwischen zwei Terminen hineinquetscht, um sein Gewissen zu beruhigen, läuft Gefahr, dass dies in noch mehr Stress ausartet.

Fokussieren Sie sich lieber darauf, was Ihnen guttut, was Sie den Alltag vergessen lässt. Es gibt viele Wege, auf denen man entspannen kann. Probieren Sie verschiedenes aus, um genau das zu finden, was Ihnen im Laufe der Woche guttut und priorisieren Sie es in Ihrem Terminkalender.

Sie wählen die falschen Methoden

Sie können sich während einer Meditation einfach nicht entspannen und sehen den Sinn dahinter nicht? Dann suchen Sie sich eine andere Entspannungsmethode aus, die Ihren Bedürfnissen besser entspricht und Ihnen somit mehr Entspannung bringt. Besonders wenn Sie im Alltag bereits viel Sitzen, kann ein Spaziergang in der Natur vielleicht die bessere Entspannung bieten.

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