Immunsystem

Toleranz statt Attacke: Die Anti-Pollen-Strategie

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Cora Högl

Einmal Heuschnupfen, immer Heuschnupfen? Machen Sie Ihr Immunsystem zu Ihrem Verbündeten, um sich gegen die Pollen zu wappnen!  

Bei Heuschnupfen ist unser Immunsystem aus dem Gleichgewicht geraten und daher Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Finden Sie heraus, wie Sie Ihre Schutztruppe wieder in gesunde Bahnen lenken.

Einmal Heuschupfen, immer Heuschnupfen?

Wie sich eine Pollenallergie entwickelt, kann kein Arzt vorhersagen. Nicht selten verändert sich sogar von Jahr zu Jahr die Intensität und Art der Beschwerden. Manchmal verschwinden Beschwerden sogar komplett. Wie stark man reagiert, hängt natürlich von der Stärke des Pollenflugs ab – und davon, wie viele unterschiedliche Pollen gleichzeitig fliegen.

Aber auch wir selbst spielen dabei eine Rolle. Denn auch wenn die Forschung hierzu noch wenig weiß: Viele Betroffene berichten, dass sie je nach körperlicher Verfassung mildere oder stärkere allergische Reaktionen zeigen. Ist unser Immunsystem im Gleichgewicht und uns geht es körperlich und seelisch gut, scheint unsere natürliche Widerstandskraft den Pollen besser zu strotzen. Inzwischen belegen einige Studien, dass Stress zwar nicht unbedingt Ursache von Allergien ist – aber die Heuschnupfen-Beschwerden bei psychischer Belastung heftiger und länger ausfallen. Stress wiederum gilt als einer der wichtigsten Auslöser für ein schwaches Immunsystem – und so schließt sich der Kreis von Stress, Immunsystem und Allergien.

Quälendes Asthma bronchiale kann eine Folge von Heuschnupfen sein. Aber: Je besser wir gegen die Pollen gewappnet sind und umso mehr die allergischen Reaktionen in Schach gehalten werden, umso geringer ist auch die Wahrscheinlichkeit, Asthma zu entwickeln.

Immunsystem in Balance: 7 Tipps gegen tränende Augen und laufende Nase

1. Immunsystem in Balance

Hauptaugenmerk sollten Heuschnupfen-Betroffene auf ihr Immunsystem legen, schließlich ist die falsche bzw. überschießende Immunreaktion der Ursprung allen Übels bei einer Allergie. Eine gesunde Ernährung mit besonders viel Obst und Gemüse ist das beste Hausmittel und die beste Grundlage für gute Abwehrkräfte. Auch Sport und regelmäßige Bewegung an der frischen Luft sind elementar. Bewegung baut gleichzeitig Stress ab, welcher als einer der größten Feinde des Immunsystems gilt.

2. Darmflora pflegen

Dass auch der Darm eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Allergien spielt, ist wissenschaftlich längst nachgewiesen. Mehr als 70 Prozent unserer Abwehrzellen befinden sich hier. Ungesunde Ernährung, Zusatzstoffe und Medikamente wie Antibiotika können die empfindliche Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und so eine falsche Immunreaktion auslösen. Es ist daher wichtig, die Darmflora zu pflegen.

Doch unser Alltag sieht oft anders aus: Wenig Ballaststoffe, wenig Vielfalt in der Ernährung, dafür reichlich künstliche Zusätze. Essen wir unausgewogen, stört das die enge Zusammenarbeit von Darmflora und Darmschleimhaut. Mini-Entzündungen schwächen die Barrierefunktion des Darms. Schädliche Stoffe können in den Blutkreislauf gelangen. Das Immunsystem reagiert verstärkt mit entzündlichen und allergischen Prozessen. Was schützt? Eine pflanzenbetonte Ernährung mit wenig Zucker und gesunden Ballaststoffen aus Vollkorn, Hülsenfrüchten und Gemüse.

Empfehlenswert sind auch natürliche Probiotika, die für eine gesunde Besiedelung der Darmschleimhaut sorgen. Das sind zum Beispiel milchsauer vergorene Gemüsesäfte und auch Naturjoghurt. Was Sie sonst noch für Ihren Darm tun können, erfahren Sie hier.

3. Pflanzliche Lebensmittel bevorzugen und Übergewicht abbauen

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und allergischen Reaktionen ist derzeit Gegenstand der Forschung: Menschen, die dreimal wöchentlich Fast Food verzehren, leiden häufiger an Atemnot, Asthma, allergischem Schnupfen und Hautentzündungen wie Neurodermitis. Das ist das Ergebnis einer Übersichtsarbeit, für die Forscher die Daten von über 600.000 Teilnehmern ausgewertet haben.

Auf der anderen Seite gibt auch einige Lebensmittel, die für Heuschnupfen-Betroffene besonders zu empfehlen sind. So sollten pflanzliche Lebensmittel wie nährstoffreiches Obst und Gemüse reichlich auf dem täglichen Speiseplan stehen. Zwiebeln, Äpfel und Brokkoli enthalten unter anderem Quercetin, einen sekundären Pflanzenstoff, der möglicherweise eine Rolle bei der Histaminfreisetzung spielen könnte (Micek et al., 2016; Weng et al., 2012).

Mit einer gesunden Ernährung punkten Sie auch noch aus einem weiteren Grund. Denn auch unser Gewicht spielt bei Heuschnupfen & Co. eine Rolle. Neue Erkenntnisse zeigen, dass sich bei Übergewicht Körperfett auch rund um die Lunge und Atemwegsorgane ansammelt. Das ist von außen nicht sichtbar, kann aber entzündliche Prozesse und damit Allergien fördern. Schon länger ist bekannt, dass Kinder mit Übergewicht häufiger Asthma entwickeln.

4. Histamin: Entzündungsfördernde Lebensmittel meiden

Bestimmte Lebensmittel stehen unter Verdacht, die Entzündung der Schleimhäute bei Heuschnupfen noch zusätzlich zu verstärken. Sie haben entweder selbst eine hohe Histamin-Konzentration oder können die Freisetzung des Botenstoffs fördern. Zu diesen Lebensmitteln gehören beispielsweise Milchprodukte (vor allem Käse), Fleisch und Wurst, Sojasauce, Alkoholika, Energydrinks, Fischkonserven und Schokolade. Inwieweit ein Verzicht dieser Lebensmittel Erleichterung verschafft, sollte jeder Pollenallergiker für sich selbst herausfinden.

5. Frische Kräuter verwenden

Auch frische Kräuter wie Thymian oder Petersilie tragen zu einer guten Versorgung mit wichtigen Nährstoffen bei und sind bei vielen Gelegenheiten ein geeignetes Hausmittel. Die ätherischen Öle wirken gleichzeitig pflegend für die gereizten Schleimhäute. Darum eignen sich hochwertige ätherische Öle auch für ein entspannendes Bad oder zum Inhalieren.

6. Feinstaub: Im Haus für saubere Luft sorgen

Wissenschaftler vertreten die These, dass die Zunahme an Allergien auch durch die ansteigende Luftverschmutzung zu erklären ist. Ein Team des Max-Plank-Instituts fand heraus, dass Pollen-Allergene aggressiver werden, sobald sie sich mit Abgaspartikeln wie Feinstaub oder Ruß verbinden. Der Pollen-Abgas-Mix gelangt noch tiefer in die Atemwege und versetzt unser Immunsystem in Alarmbereitschaft. Forscher fanden zudem heraus, dass Kinder, die an viel befahrenen Straßen leben, häufiger Asthma bekommen. Ozon, das an heißen Tagen bodennah gebildet wird, reizt zusätzlich die Atemwege.

Als Feinstaub bezeichnet werden winzige Partikel, die in der Luft schweben. Hauptbestandteil ist Ruß aus Motoren oder Industrieanlagen.

Das Problem mit dem Feinstaub: Viele denken, wir atmen lediglich an Straßen schlechte Luft ein. Dabei verpesten auch zu Hause Schadstoffe und Feinstaub unsere Luft zum Atmen – teilweise sogar mehr als im Verkehr, ergaben Untersuchungen des Umweltbundesamtes. Schließlich verbringen wir oft einen Großteil des Tages drinnen und wir schleusen übers Lüften oder uns selbst Pollen ein. Der Feinstaub im Haus stammt von Druckern, Rauchen, Kerzen, aber auch von Polstermöbeln, Matratzen und sogar beim Kochen und Braten kann Feinstaub entstehen. Während wir die Qualität der Außenluft direkt wenig beeinflussen können, gibt es einige Möglichkeiten, den Feinstaub im Haus zu reduzieren. Hier zeigen wir Ihnen die wichtigsten Maßnahmen, die wir selbst in der Hand haben, um Feinstaub zu reduzieren.

7. Viel klares Wasser trinken

Kaum zu glauben, aber eines der wirksamsten Hausmittel, um die Symptome des Heuschnupfens zu mildern, ist reines Wasser! Täglich mindestens 2 Liter sollten wir davon trinken. Das Wasser befeuchtet die strapazierten Schleimhäute, sodass die Pollen nicht so leicht eindringen können.

Mythos: Hilft Honig bei Pollenallergie?

Jeden Tag ein Löffel Honig, damit sich der Körper daran gewöhnt? Besser nicht! Es ist zwar richtig, dass im Honig Blütenpollen stecken, aber Sorte und vor allem Konzentration der enthaltenen Allergene ist völlig undefiniert. Im besten Fall passiert nichts, wenn die Menge der Pollen zu gering ist bzw. die allergieauslösende Art gar nicht vorhanden ist. Im schlimmsten Fall leiden Sie darunter, wenn die Pollen-Konzentration so groß ist, dass sich die Symptome verschlimmern.

Kreuzallergien: Keine Nüsse oder Äpfel bei Heuschnupfen?

In Nüssen sowie manchen Obst- und Gemüsesorten stecken ähnliche Allergene wie in bestimmten Pollen. Sie können daher manchmal ebenfalls Symptome hervorrufen: allergischer Schnupfen, Juckreiz und dazu ein Kribbeln oder Kratzen im Hals. Wer allergisch auf Pollen ist, reagiert daher eventuell auch auf rohes Stein- und Kernobst wie Äpfel, aber auch Möhren, Walnuss und Haselnuss.

Spüren Sie nach Walnuss oder Apfel ein Kratzen im Hals, spülen Sie den Mund mit Wasser aus und streichen Sie diese Lebensmittel erstmal vom Speiseplan. Nach der Heuschnupfenzeit kann es allerdings schon ganz anders aussehen. Manchmal bereiten Nuss & Co. dann weniger oder sogar gar keine Probleme mehr. Durch Erhitzen werden viele Allergene unschädlich gemacht.

Heuschnupfen: Auslöser & Hyposensibilisierung

  • Pollen werden aggressiver

Schuld daran ist einerseits der Klimawandel: Es wird wärmer, die Vegetationszeit der Pflanzen länger. Damit haben die Pflanzen mehr Zeit, in der sie sich fortpflanzen können – schön für die Pflanzen immerhin! Leider sorgt die Umweltverschmutzung mit Abgasen, Feinstaub und Ozonbelastung zusätzlich dafür, dass die Pollen aggressiver werden. Gereizt durch die Konzentration an verschmutzter Luft produzieren Bäume und Gräser Pollen mit veränderten Proteinen. Dadurch möchten sie sich schützen, sorgen aber gleichzeitig für eine heftigere Reaktion unseres Immunsystems. Schmutz der Umgebungsluft heftet sich auch an die herumfliegenden Pollen und wir atmen sie zusammen ein. Mediziner und Forscher schätzen, dass das ein Grund für die Zunahme der Allergien insgesamt sein könnte.

  • Heuschnupfen wird vererbt – stimmt das?

Heuschnupfen ist keine Erbkrankheit – niemand kommt mit Heuschnupfen auf die Welt. Lediglich eine gewisse Veranlagung zu Allergien ist vererbbar. Übermäßige Hygiene, Stress, Umweltgifte und ungesunde Ernährung können die Entstehung von Heuschnupfen begünstigen. So entwickelt bis zum Teenageralter beinahe jedes dritte Kind die typischen Symptome. Doch das größte Risiko, neu zu erkranken, haben Erwachsene im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Und die Zahl der Betroffenen steigt – Experten schätzen, dass bis zum Jahr 2050 jeder zweite Deutsche an Heuschnupfen leiden könnte.

  • So reagiert der Körper bei Heuschnupfen

Im Frühling atmen wir ständig Pollen ein. Bereits eine Konzentration von sechs Pollen pro Kubikmeter kann bei Allergikern eine Reaktion auslösen. An intensiven Tagen können es allerdings über 100 Pollen pro Kubikmeter sein! Die Blüten- und Baumpollen sind darauf programmiert, auf feuchtem Untergrund Proteine freizusetzen – die Pflanze möchte sich schließlich fortpflanzen. Geschieht das allerdings im Körper eines Pollen-Allergikers, z. B. auf seiner Nasenschleimhaut, schlägt das Immunsystem Alarm. Der Botenstoff Histamin wird freigesetzt. Die typische Reaktion einer Allergie nimmt ihren Lauf. Neben den klassischen Heuschnupfen-Symptomen wie juckende und tränende Augen, Schnupfen und gereizte Schleimhäute machen besonders Abgeschlagenheit und Müdigkeit vielen Betroffenen zu schaffen. Niederländische Wissenschaftler stellten sogar fest, dass Autofahrer mit unbehandeltem Heuschnupfen genauso eingeschränkt sind, als hätten 0,5 Promille im Blut. Medikamente, die gegen Heuschnupfen-Symptome eingenommen werden, können sogar zusätzlich schlapp und müde machen.

  • Wie hilft eine Hyposensibilisierung?

Eine Möglichkeit für Heuschnupfen-Patienten gegen die Allergie vorzugehen, ist die spezifische Immuntherapie (SIT): Mit der sogenannten Hyposensibilisierung wird der Körper schrittweise an das Allergen (hier die Pollen) gewöhnt. Im besten Fall reagiert der Körper am Ende kaum noch darauf. Die Symptome werden deutlich abgeschwächt. Das Allergen, das vorher als solches identifiziert wurde, wird dem Patienten in immer höherer Dosis unter die Haut gespritzt oder über Tabletten zugeführt. Die Therapie ist ziemlich langwierig, aber meist lohnt sie sich. Zur kurzfristigen symptomatischen Therapie eignet sich eine medikamentöse Behandlung mit lokal wirkenden Nasensprays oder Augentropfen (Antihistaminika).

Erkältung oder Allergie: So erkennen Sie den Unterschied

Schnupfen, eine verstopfte Nase, Müdigkeit und ein Druckgefühl im Kopf. Die Beschwerden sind ähnlich und können sowohl bei einer Erkältung als auch bei Heuschnupfen auftreten. Dass es sich dabei um einen allergischen Schnupfen handelt, erkennt man zu Beginn vor allem an den juckenden Augen. Dennoch fühlt sich Heuschnupfen nicht bei jedem gleich an. Wenn Schnupfen und Juckreiz über Wochen anhalten, ist das allerdings ein sicherer Hinweis, das es sich um eine Allergie handelt – vor allem wenn die Beschwerden in der Nähe von Wiesen oder blühenden Sträuchern zunehmen.

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