Immunsystem

Faktencheck: Die größten Mythen über das Immunsystem

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Lisa Hamsch

Heiße Zitrone hilft gegen Erkältungen, Saunagänge härten ab und bloß nicht mit nassen Haaren aus dem Haus gehen. Es ranken zahlreiche Mythen rund um unser Abwehrsystem. Oder entsprechen sie etwa doch der Wahrheit? Wir klären auf.  

Mit nassen Haaren holt man sich eine Erkältung

Das nasse Haare Auslöser einer Erkältung sind, ist ein Mythos. Erkältungen entstehen nämlich durch Viren, die sich im Körper ausbreiten. Es braucht also immer einen Erreger. Kälte oder nassen Haare rufen also keine Erkältung hervor, können allerdings unsere Immunabwehr schwächen. Nasse Haare lassen nämlich die Kopfhaut auskühlen, was zu einer schlechteren Durchblutung der Schleimhäute führt. Viren können sich so potenziell besser ansiedeln und ausbreiten. Also Auslöser nein, Schwächung ja.

Vitamin C schützt vor Erkältungen

Es stimmt: Vitamin C ist ein wichtiger Bestandteil der gesunden Immunabwehr – aber eben nur ein Bestandteil. Daneben sind auch Vitamin B6, B12, Vitamin D, Zink, Eisen, Selen, Kupfer und Folsäure wichtig für eine normale Immunabwehr. Diesen Nährstoffkomplex zusammen mit den unterstützenden sekundären Pflanzenstoffen findet man aber nicht in synthetischen Tabletten oder Kapseln vom Discounter – sondern nur in natürlichen gesunden Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, pflanzlichen Ölen, Kräutern und vielem mehr.

Zitronen sind die Vitamin C-Bomben

Geht es um Vitamin C-haltige Lebensmittel denken viele als erstes an Zitronen. Es ist wahr, dass Zitrusfrüchte viel Vitamin C liefern, aber sie zählen bei weitem nicht zu den Spitzenreitern. Es gibt zahlreiche Lebensmittel, die weitaus mehr Vitamin C liefern. Paprika, Brokkoli, Rosenkohl, Grünkohl, Petersilie, schwarze Johannisbeeren, Kiwi, Guave, Sanddorn und Hagebutten. Aber auch heimische Äpfel, wie z.B. Braeburn, liefern immer noch gute Mengen an Vitamin C.

Heiße Zitrone hilft bei Erkältung

Viele schwören bei Erkältung und Co. auf heiße Zitrone. Doch diese wird ihrem Ruf als Vitaminbombe nur bedingt gerecht: Eine mittelgroße, frische Frucht enthält etwa 50 Milliliter Saft und darin stecken lediglich 25 Milligramm Vitamin C. Hinzu kommt, dass das Vitamin C sehr hitzeempfindlich ist und durch hohe Temperaturen schnell zerstört wird. Geben Sie daher lieber den Zitronensaft erst hinzu, wenn das Wasser lauwarm ist, oder greifen Sie gleich zu Kiwis oder etwas Sanddornsaft.

Stress schwächt meine Abwehr

Stress – vor allem, wenn er länger andauert – ist tatsächlich einer der größten Risikofaktoren für eine Erkältung. Denn durch den Stress schüttet der Körper Hormone aus (z. B. Cortisol), die das Immunsystem unterdrücken. Viren haben so leichtes Spiel.

Ausreichend Schlaf schützt mich vor einer Erkältung

Das stimmt, denn unser Immunsystem ist hauptsächlich nachts aktiv, wenn unser Körper keine Energie für sonstige Vorgänge mobilisieren muss. Es kann sich somit auf die Abwehr gegen die Eindringlinge konzentrieren. Wissenschaftler der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh haben zum Beispiel herausgefunden, wie sehr Schlafmangel dem Immunsystem schadet: Wer weniger als sieben Stunden pro Nacht schläft, erkältet sich demzufolge dreimal so schnell wie jemand, der mehr als acht Stunden pro Nacht schläft. Erklärt werden kann dies dadurch, dass nachts die Anzahl der weißen Blutkörperchen zunimmt. Wer täglich seine 7-9 Stunden schläft, unterstützt die normale Funktion der Abwehrkräfte.

Regelmäßiges Saunieren härtet ab

Viele Saunagänger schwören auf die positive Wirkung von Saunabesuchen auf die Immunabwehr. Klar ist, dass regelmäßiges Saunieren die Durchblutung verbessert und den Körper an schnelle Temperaturwechsel gewöhnt. Dass Saunieren beim Kampf gegen Erkältungsviren hilft, ist jedoch nicht bewiesen. Kontraproduktiv ist ein Saunagang auch bei einer bereits bestehenden Erkältung, da dies eine weitere Belastung für das Herz-Kreislauf-System bedeutet. Experten raten hier von einem Saunabesuch ab.

Medikamente verkürzen die Krankheitszeit

Trotz Erkältung voll im Leben? Viele Experten halten diesen Umgang mit Erkältungen gemäß der Werbebotschaft aus der Apotheke für wenig ratsam. Denn schmerzstillende, entzündungshemmende und fiebersenkende Medikamente unterdrücken lediglich die Symptome einer Erkältung. Man fühlt sich fit und kann vermeintlich weitermachen wie bisher. In Wirklichkeit aber ist man immer noch krank, das Immunsystem kämpft noch immer gegen den Infekt. Wer sich jetzt nicht ausruht und auf die Signale des Körpers hört, riskiert, die Erkältung zu verschleppen.

Besser als symptomatisch gegen die Erkältung vorzugehen, wäre also, das Problem an der Wurzel zu packen, die Erkältung auszukurieren und gleichzeitig das Immunsystem bei seiner Arbeit zu unterstützen. Dazu gehört viel trinken, gesunde Ernährung, frische Luft und auch sich ausreichend Ruhe zu gönnen.

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